Wenn Babys sich drehen - den Dreh raus haben.

Hat ihr Baby den Dreh raus?

Die Rolle vom Rücken auf den Bauch bietet Babys einen neuen Spielraum und ändert ihre Perspektive. Wie Eltern diesen Entwicklungsschritt begleiten und sanft fördern Manchmal passiert es zufällig: Das Baby strampelt auf dem Wickeltisch oder stützt sich in Bauchlage auf die Ärmchen und schwupp, kullert es herum. Die erste Drehung ist geschafft! „Ein Meilenstein in der Entwicklung, denn wer sich drehen kann, wird auch mobiler“, sagt Kinder- und Jugendarzt Dr. Klaus Rodens aus Langenau bei Ulm.

Muskelkraft erleichtert Babys das Drehen

Bereits in den ersten Lebenswochen beginnen Babys mit ausgiebigen gymnastischen Übungen. Sie strampeln mit den Beinen, rudern mit den Armen. Und in der anfangs oft ungeliebten Bauchlage versuchen viele Kinder schon früh, sich aufzustützen und das schwere Köpfchen zu heben. „Je agiler ein Kind von Anfang an ist, desto schneller wird es sich drehen, denn jede Bewegung stärkt die dafür erforderliche Muskulatur“, erklärt Klaus Rodens. Die Bauchmuskeln trainieren Babys hauptsächlich in Rückenlage, wenn sie die Beine anziehen und versuchen, den Po anzuheben. Arm-, Rücken- und Nackenmuskulatur profitieren, wenn das Kleine regelmäßig auf dem Bauch liegt. „Allerdings sehen wir in den vergangenen 20 Jahren vermehrt Kinder, die viel zu selten auf dem Bauch liegen. Ich vermute, das hängt mit der Empfehlung zusammen, Babys auf dem Rücken schlafen zu lassen, um dem plötzlichen Kindstod vorzubeugen“, so der Kinderarzt.

Mögliche Folgen:
Asymmetrien im Bereich des Schädels, eine verkürzte Halsmuskulatur und eine verzögerte Hüftentwicklung. Solche Babys tun sich schwerer mit dem Drehen. Rodens empfiehlt: Ist das Kleine wach und in Spiellaune, liegt es mehrmals täglich für ein paar Minuten auf dem Bauch auf einer Decke und wird von Mama oder Papa bespaßt.

Warten auf den Drehmoment
Wann der erste Dreher stattfindet, ist von Kind zu Kind verschieden. „Ab dem dritten Lebensmonat beginnen Babys, sich unterschiedlich schnell zu entwickeln, vor allem, was die Mobilität betrifft“, weiß Hebamme Heike Schwarz aus Unterhaching. Sie hat beobachtet, dass Babys, die mit älteren Geschwistern oder mit Haustieren aufwachsen, eher zu den Frühstartern gehören. „Die Neugier macht mobil“, lautet ihr Fazit. Deshalb rät die Hebamme Eltern immer, ihr Baby nicht zu sehr mit anderen zu vergleichen. „Manche drehen sich eben schon mit drei Monaten, andere erst mit einem halben Jahr.“ Laut Statistik schafft es die Hälfte der Kleinen mit sechs Monaten, vom Bauch auf den Rücken und zurück zu wechseln.

Und wenn das eigene Baby zu den Spätzündern zählt und den Dreh noch nicht raus hat?

„Das ist noch kein Grund zur Sorge. Spätestens bei der Vorsorgeuntersuchung U 5 zwischen dem 6. und 8. Lebensmonat wird der Kinderarzt die Beweglichkeit des Kindes überprüfen und mit den Eltern besprechen“, so Klaus Rodens. In eher seltenen Fällen können orthopädische oder neurologische Besonderheiten die Ursache sein. Viel häufiger kommt es vor, dass der Nachwuchs die ungewohnte Bewegungsform noch zu mühsam findet. „Ich sehe das öfter bei kräftigen Babys. Durch ihre Körperfülle sind sie manchmal nicht so wendig“, berichtet der Kinderarzt.


Die Lust auf Bewegung gezielt anregen

Für Eltern, die das erste Herumkullern sehnlich erwarten, ist es allzu verlockend ein bisschen nachzuhelfen. „Etwas Anregung ist durchaus angebracht, vor allem, wenn dem Kind das Erfolgserlebnis bisher verwehrt blieb“, meint Heike Schwarz. Liegt das Kleine auf dem Rücken, können Eltern beispielsweise eine Hand außen an den Oberschenkel des Babys legen, wenn es die Beine anwinkelt. Führen Sie das Bein dann mit sanftem Druck über den Körper des Kindes, um eine Drehbewegung anzudeuten. „Kann Ihr Baby in der Seitenlage den Kopf schon leicht anheben, wird es durch Ihre Hilfe auf dem Bauch landen. Warten Sie kurz, ob es sein Ärmchen nun von alleine unter dem Bauch hervorzieht.“ Falls nicht, befreien Sie den Arm. Auch ein spannendes Spielzeug kann das Kleine motivieren sich zu drehen. Erst wird dem Baby die Rassel oder das Kuscheltier gezeigt. Will es danach greifen, platzieren Sie es knapp außerhalb der Reichweite etwas über Kopfhöhe auf dem Boden.

Unsere Empfehlung für anregende Spielzeuge für diese Übung sind:

die Pekip Kugelrassel >

die Pekip Motorikrassel >


Und für das Rollen aus der Bauch- in die Rückenlage empfiehlt die Hebamme folgende Übung: Mama oder Papa legen sich auf den Bauch dem Baby gegenüber, sprechen mit ihm und halten Blickkontakt. Dann die Arme des Kindes vorsichtig nach vorne in eine ausgestreckte Haltung ziehen, sodass der Kopf sich genau zwischen den Armen befindet. „Nun können Sie das Baby an den ausgestreckten Armen fassen und sanft herumrollen – und bei Gefallen wieder zurück!“ Nach den ersten Roll-Manövern legen Baby gerne wieder eine Pause ein: nicht enttäuscht sein. Denn das Bewegungsmuster muss sich erst durch ständige Wiederholungen verfestigen, bis es automatisch abläuft.



Viele Kinder bevorzugen eine Körperseite

Außerdem kommt es häufig vor, dass Kinder eine Schokoladenseite haben, sich etwa nur über rechts drehen. „Meist zeigen sich Links- oder Rechtshändigkeit und damit die Vorliebe für eine Körperseite schon früh“, bestätigt Klaus Rodens. Regen Sie dann das Drehen über die andere Seite umso mehr an, um die Muskulatur beidseitig zu trainieren. Einige wenige Kinder lassen das Drehen als Entwicklungsschritt übrigens komplett aus, sie beginnen gleich zu robben oder zu krabbeln. Und umgekehrt krabbeln manche nicht, sondern rollen durch den Raum, bis sie irgendwann zu laufen anfangen. „Ist eine medizinische Ursache ausgeschlossen, geht das in Ordnung“, so der Kinderarzt. „Jedes Kind folgt einem ganz individuellen Programm. Daran müssen und können Eltern nichts ändern oder beschleunigen.“

Kasten: Sicher auf Entdeckungsreise

Mit dem größeren Bewegungsradius steigt auch das Verletzungsrisiko. Spätestens jetzt sollte die Wohnung kindersicher sein:
- Alle Treppen mit einem Gitter absperren
- Kabel mit Schutzhüllen verkleiden
- Schränke und Regale an der Wand fixieren
- Giftige Substanzen wie Putzmittel hoch lagern bzw. verschließen
- Beim Ablegen auf Wickeltisch, Sofa oder Bett das Baby nicht unbeaufsichtigt lassen

Unsere Experten:
Dr. Klaus Rodens ist Vorstandsmitglied des Bundesverbandes für Kinder- und Jugendärzte
und hat eine Praxis in Langenau bei Ulm
Heike Schwarz arbeitet in Unterhaching als Hebamme

 

 

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